ODYSSEUS – DIE WELT, DIE WIR SIND
Odysseus – die ewige Figur des Menschen: der Suchende, der Verlierende, der, der die Grenzen und das Göttliche herausfordert.
Penelope, die Stimme, die den Mythos entwirrt
Der homerische Mythos wird von innen heraus auf den Kopf gestellt.
Der Titel, in seiner scheinbaren Mehrdeutigkeit, ist dabei perfekt gewählt: Die Welt, die wir sind ist nicht nur das, was wir erben, sondern auch das, was wir nicht zu verändern wagen. Die Welt, die wir auf der Bühne sehen, ist brutal – und doch nicht ohne Hoffnung: Denn getragen wird sie von Händen, die nicht aufgeben, und von Augen, die aufgehört haben zu warten und angefangen haben zu sehen.
Der Autor Alessandro Miano und die theatralische Vision von Mattia Sebastian Giorgetti untergraben die patriarchale Erzählung, die seit Jahrhunderten Odysseus feiert, indem sie die Königin von Ithaka zur Zeugin und Richterin einer Welt machen, die auf Blut und der Verherrlichung männlicher Macht gebaut ist. Penelope wartet nicht mehr: Sie beobachtet, klagt an, erinnert, widersteht. Ihre Worte demontieren den Mythos Stück für Stück und zeigen, was übrig bleibt, wenn Männer in den Krieg ziehen und Frauen deren Rückkehr überleben müssen.
Auf der Bühne ist Odyssey – Die Welt, die wir sind, mehr als Theater. Es ist ein säkularer Ritus. Ein politischer Akt. Fleisch, das sich Raum nimmt. Diesmal führt Penelope die Erzählung an – mit Worten scharf wie Klingen, mit Bildern, die jede epische Fassade zerreißen und die Bühne zurückgeben an das lebendige Fleisch der Geschichte.
Die Sprache ist glühend: poetisch und brutal, heilig und profan, mythologisch und alltäglich.
Jedes Wort ist Körper, Erinnerung, Anklage. Das Blut, das bei Homer für Ehre floss, tropft hier von Gewohnheit, von Herrschaft, von Machtgier.
Begegnen Sie diesem Mythos auf einer Reise durch Welten und Zeiten mit Homer, Dante und Joyce.
Seien Sie bei dieser visuellen und körperlichen Erzählung dabei. Eine Inszenierung die dazu einlädt, darüber nachzudenken, wer wir sind und welchen Platz wir in der Welt einnehmen.Odysseus, der vielgewandte Held, durchstreift nicht nur die Meere des Altertums, sondern auch die Jahrhunderte der Dichtung – ein ewiger Wanderer, dessen Reise zugleich mythoshaft wie menschlich bleibt.
Bei Homer ersteigt er das Epos wie ein Stern am frühen Firmament der Literatur. Mit List statt roher Gewalt trotzt er Monstern und Göttern, stets getrieben von Sehnsucht – nach Heimkehr, nach Ordnung, nach dem Vertrauten. In der Odyssee ist er Archetyp des denkenden Menschen, der sich der Welt stellt, mit Klugheit und Maß.
Doch bei Dante, dem Florentiner Dichter, ist Ulysses kein Heimkehrer, sondern ein Grenzgänger – einer, der die Säulen des Herakles missachtet, der das Maß überschreitet im unstillbaren Durst nach Wissen. Seine Reise endet nicht in Ithaka, sondern im Sturm der göttlichen Gerechtigkeit. Dantes Ulysses ist eine Warnung: Erkenntnis ohne Demut wird zum Fall.
Und dann James Joyce, der experimentelle Literat – holt Odysseus in die greifbare Gegenwart. Ulysses spielt an einem einzigen Tag in Dublin, doch in diesem Tag entfaltet sich ein ganzes Universum. Leopold Bloom, kein König, kein Krieger, sondern ein Werbeanzeigenverkäufer, wird zum Spiegel unserer eigenen Irrfahrten: durch Gedanken, durch Beziehungen, durch Straßen. Hier wird das Heroische entmythisiert – aber nicht entwertet. Das Alltägliche erhebt sich zum Epos.
So wandert Odysseus durch die Literatur wie ein Schatten, der sich stets neu formt – Held, Sünder, Everyman. In ihm erkennen wir uns selbst: suchend, irrend, liebend, hoffend. Jeder von uns trägt Ithaka in sich – und das Meer, das uns davon trennt.
Kommen Sie am 23. August nach Carnuntum und machen Sie eine poetische Reise.
Eine Kreation von: Mattia Sebastian Giorgetti und Elena Tagliapietra